„Infla-Linker“ spielen eine wichtige Rolle in einem breiten Portfolio, da sie langfristig sowohl zu Aktien als auch zu klassischen Anleihen sehr niedrig korreliert sind und dabei eine eigenständige Rendite erzielen.
zum Einstieg
Infla-Linker suggerieren durch ihren Namen, dass sie Inflation brauchen, um eine mit normalen Anleihen vergleichbare Rendite zu erwirtschaften. Dies ist nicht der Fall. Bei einer klassischen Anleihe setzt sich die Nominalrendite aus dem sogenannten Realzins und der erwarteten Inflation zusammen. Dabei lassen wir hier das Adressenausfallrisiko als weitere Komponente unberücksicht.

Bei einem Infla-Linker besteht der Kupon aus dem Realzins und einer variablen Komponente in Höhe der sich zukünftig ereignenden Inflation. Diese wird durch das nationale Amt für Statistische Erhebungen (z.B. Statistisches Bundesamt) oder in der EU durch Eurostat festgestellt.

Sollte die Inflationserwartung in der klassischen Anleihe der wahren zukünftigen Inflation entsprechen, erzielen beide Anleihentypen die gleichen Renditen.

Dabei schwankt die klassische Anleihe viel stärker, da sie auf jede Änderung der Inflationserwartung reagiert. Dem Infla-Linker ist das egal, da er die wahre Inflation auszahlt.

In einem Portfolio wird die Anlageklasse Inflation-Linker in der Regel durch einen oder mehrere Fonds abgebildet und nicht durch das Investment in einzelne Anleihen.

für Fortgeschrittene
Die Finanzmathematik für Infla-Linker ist mit der von klassischen Anleihen identisch: Rendite, Kupon, Durationen, Konvexität, etc. wird mit gleichen Formeln gemessen. Der große Unterschied ist der zugrunde liegende Basiswert. Klassische Anleihen beziehen sich auf den Nominalzins, während die Infla-Linker den Realzins als Basis haben.

Dieser verändert sich viel seltener als der Nominalzins, da er keine Veränderungen von Inflationserwartungen kennt.

Da Infla-Linker ohne eine feste Inflationskomponente den nierigeren Fix-Kupon haben, ergeben sich als absolute Zahlen höhere Werte in Durationen und Konvexitäten als bei klassischen Anleihen, obwohl sie risikoärmer sind.

Um ein Gefühl für das relative Risiko zu den bekannten Anleihen zu vermitteln, wird deshalb mit dem Beta-Konzept aus der Aktienwelt gearbeitet. Ein Beta von unter Eins drückt dann aus, um wieviel die Infla-Linker geringer schwanken als vergleichbare Klassiker. Als groben Wert kann eine Schwankung bei den Infla-Linkern von nur 60 Prozent des Risikos angenommen werden. Sie erwirtschaften also langfristig die gleiche Rendite wie die normalen Anleihen bei signifikant geringerem Risiko. Dies gilt natürlich nur bei gleichem Adressenausfallrisiko, welches sehr gering gehalten werden sollte (sehr gute Staatsanleihen, AAA-Versorger).

In der Euro-Krise wurden hohe Kursverluste bei den staatlichen Emissionen der Infla-Linker beobachtet. Der Grund war aber ein signifikanter Anstieg der Credit Spreads von Griechenland, Spanien, Italien und anderen. Mit der Anlageklasse Inflation hatte dies nichts zu tun.

Fazit
– Infla-Linker sind eine eigenständige Anlageklasse
– Sie sind langfristig zu anderen Asset-Klassen unkorreliert und liefern deshalb einen hohen Diversifikationsbeitrag im Gesamtportfolio
– gleichzeitig erzielen sie eine mit Anleihen vergleichbaren Rendite
– Da sie nicht auf Änderungen in der Inflationserwartung reagieren, schwanken sie bei gleicher Bonität weniger als klassische Anleihen
– Zur Analyse wird das gleiche Instrumentarium benutzt wie bei allgemeinen Anleihen. Da der Basiswert aber der Realzins und nicht der Nominalzins ist, sind die Zahlen nicht unadjustiert zu vergleichen