Kreditrisiko existiert schon seit Tausenden von Jahren. Je höher das Kreditrisiko, desto höher der vereinbarte Zinssatz. Bis vor Kurzem konnte dieser Teil der Rendite nur über Unternehmensanleihen verdient werden. Aber seit ein paar Jahren ist es möglich, reines Kreditrisiko zu handeln bzw. reine Kreditrisikoprämien zu verdienen.
zum Einstieg
Die Höhe der Kreditrisikoprämien hängt von der Bonität des Unternehmens ab. Sie spiegelt die Wahrscheinlichkeit wider, die Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen zu können.
Dies hat sehr wenig mit dem aktuellen allgemeinen Zinsniveau zu tun. Wenn es also möglich ist, in das reine Risiko zu investieren, hat man eine zusätzliche Einnahmequelle, die unkorrelliert zu anderen Investments im Portfolio ist. Das bedeutet, das Depot wird durch den Diversifikationsbeitrag ohne grundsätzlichen Renditeverlust risikoärmer.

Man kann Unternehmensanleihen als eine Kombination von zwei verschiedenen Einnahmequellen begreifen: Der Kupon setzt sich aus dem allgemeinen Zins und dem Risikoaufschlag zusammen. Wenn der Zinssatz mit Staatsanleihen verdient wird, dann ist das Investment in reines Kreditrisiko die zusätzliche Komponente, die schon in der Unternehmensanleihe enthalten ist.

Für ein Portfolio ist es klarer, in zwei verschiedene Instrumente zu investieren. Dann sieht man, wieviel wird durch Zinsen und wieviel durch Risiko verdient.

Das Instrument, mit dem in reines Kreditrisiko investiert wird, ist eine Versicherung, die gegen die Insolvenz des Unternehmens abgeschlossen wird. Sie heißt „Credit Default Swap“. Durch den Kauf dieses Finanzinstrumentes übernimmt der Käufer praktisch die Position einer Versicherungsgesellschaft und verdient die Versicherungsprämie. Sollte die Firma insolvent werden, muss natürlich die Versicherungsgesellschaft den Schaden bezahlen. Wenn aber die Versicherungsgesellschaft (der Anleger) viele Versicherungen abgeschlossen hat, reduziert sich das Gesamtrisiko. Auch hier gilt das Diversifikationsprinzip.

 

für Fortgeschrittene
Es gibt zwei handelbare Kreditrisikoprämien-Indices: itraxx Europe mit 125 Investment Grade Unternehmen und iTraxx Crossover mit 50 Speculative Grade-Firmen.

Da das Ausfallrisiko in Investment Grade sehr gering ist, wird dort nur eine geringe Prämie verdient. Attraktiver ist deshalb ein Investment in einen ETF, der den iTraxx Crossover als Basiswert hat.

Die beiden Indices sind auch sehr gut als Indikatoren geeignet:
– Sie zeigen im zyklischen Langfrist-Chart an, wo man sich gerade grundsätzlich befindet.
– in der kürzerfristigen Analyse kann analysiert werden, wo gerade der Markt im Risk On/Risk Off-Modus ist. Dabei ist nicht nur die Veränderung des iTraxx Europe interessant, sondern auch die Entwicklung der Differenz zum iTraxx Crossover.
– Da es sich bei der Höhe der CDS auf die Indices um echte gehandelte Versicherungsprämien handelt, haben sie als Indikator für „Fear“ eine Bedeutung, die mindestens dem eines Volatilitätsindexes wie VIX, VSTOXX oder VDAX entspricht. Die iTraxx-Indizes können deshalb auch benutzt werden, ein Streßsignal im Vola-Index zu verifizieren oder falsifizieren: Sollte die Volatilität explodieren, aber die Kreditrisikoprämien nicht gleichzeitig ansteigen, kann es sich nicht um einen Anstieg von Angst unter Finanzmarktprofis handeln.

 

Fazit
– Kreditrisiko ist eine eigenständige Anlageklasse
– sie ist unabhängig von anderen Anlageklassen und hat deshalb einen hohen Diversifikationsbeitrag im Portfolio
– Kreditrisiko ist seit einigen Jahren mit Hilfe von ETFs einzeln handelbar
– die Kreditrisiko-Indizes sind geeignet, auch als Indikatoren für die Verfassung des Marktes genommen zu werden