Anleihen haben im Gegensatz zu Aktien eine begrenzte Laufzeit und einen festen Kupon, der von dem Erfolg des Emittenten unabhängig ist. Die Wertentwicklung ist deshalb sehr unterschiedlich zu Aktien. Dadurch wirken sie in einem diversifizierten Portfolio sehr beruhigend.
zum Einstieg
In der Überschrift stehen “Anleihen” in Klammern. Das hat seinen Grund in den zwei Komponenten, die in einer Anleihe enthalten sind:

– dem eigentlich risikofreien Zinssatz und
– dem Zinsaufschlag, den der Emittent für das Risiko aufbringen muss, eventuell das geliehene Geld nicht zurückzahlen zu können.

Damit enthält eine Anleihe zwei total voneinander unabhängige Aspekte, die auch unterschiedlich bewertet werden:

– Zinsänderungsrisiko
– Adressenausfallrisiko

In einer perfekten Welt wären “reine” Zinsen einer Währung die Zinsen/Rendite einer risikofreien Anleihe. Früher hat man die deutschen Staatsanleihen als risikofrei angesehen. Die Rendite, die man von ihnen bekommt, repräsentiert das Zinsniveau in Deutschland bzw. der Eurozone. Allerdings sind auch diese Staatsanleihen besonders bei langen Laufzeiten nicht absolut risikofrei. Aber am Anleihenmarkt gibt es nichts risikoärmeres. Wer also “reine” Zinsen im Portfolio haben möchte, muss sich Instrumente holen, die nur in die besten Staatsanleihen investieren.

Die Kreditrisikoprämie (Credit Spread), also die zusätzlichen Einnahmen durch höhere Kupons für die schlechtere Bonität in Unternehmensanleihen, ist eine andere Art Einnahmequelle für einen Anleger. Mit einer Unternehmensanleihe verdient er also aus zwei unabhängigen Anlageklassen.

 

für Fortgeschrittene
Wenn sich das Zinsniveau bzw. die Zinskurve ändert, hat dies zwei Effekte auf einen Anleihen-Fonds:

– Änderung des Kurses der aktuellen Wertpapiere
– Änderung der Rendite der Reinvestments von freigewordenen Mitteln oder Neuanlagen

Sollte es zum Beispiel zu einer Zinswende in der Zukunft kommen, so ist nicht egal, wie sie verlaufen wird:

– Bei einem schnellen Zinsanstieg wird es hohe Kursverluste auf die alten Anleihen geben. Dafür wird ab sofort in neue Bonds investiert, die höhere Kupons und Renditen abwerfen. Allerdings wird es lange dauern, bis der Kursverlust wieder aufgeholt wird.
– Bei einem sehr langsamen Zinsanstieg sind die zwischenzeitlichen Kursverluste marginal und das Anleihenportfolio investiert stetig in höherverzinsliche Titel. Dadurch kann der Anleihenfonds wertstabil bleiben und gleichzeitig langsam seine Rendite steigern.

Solange die Form eines möglichen Zinsanstiegs nicht prognostiziert werden kann, ist deshalb der Diversifikationseffekt des Zinsanteils für eine strategische Asset Allocation wichtiger als die Timing-Komponente der Zinsveränderung (taktische Asset Allocation).

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Bei Anleihen ist der Verkaufsprospekt sehr wichtig, da er die eigentliche Vertragsgrundlage darstellt. Deshalb sollte dieser bei größeren Investments vorher gelesen werden. Er kann “Überraschungen” enthalten:

– eingebettete Optionen (besondere Kündigungs- und Wandelrechte)
– Jurisdiktionen (als Beispiel: Griechen-Anleihe ist juristisch in Griechenland, Luxemburg oder Großbritannien emittiert mit unterschiedlichen Konsequenzen bei Restrukturierungen und Ausfall)

 

Fazit
– eine Anleihe enthält sowohl das Zins- als auch das Ausfallrisiko
– beide sind unabhängig voneinander
– reines Zinsinvestment besteht im Kauf von besten Staatsanleihen
– eine Zinsänderung hat zwei entgegengesetzte Effekte auf ein Zinsportfolio
– Anleihen können zusätzliche Besonderheiten aufweisen