Zur Bewertung von Portfolios werden besonders zwei Kennzahlen herangezogen: Risiko und Rendite. Obwohl für die meisten Investoren Risiko wichtiger als Rendite ist, spielt sie doch eine gewichtige Rolle in der Entscheidung der Geldanlage.
zum Einstieg
Rendite ist der Ertrag, den ein Anleger mit seinem Investment erzielt. Sie wird als Prozentzahl ausgedrückt. Um verschiedene Anlagemöglichkeiten vergleichen zu können, ist es üblich, die Rendite “p.a.” auszuweisen, also als Jahresrendite.

Bei der Renditeberechnung gibt es einige Herausforderungen, So ist die Wiederanlage bei Laufzeiten unter einem Jahr ein Unterschied zwischen verschiedenen Methoden. Der größte Unterschied liegt aber in der Berechnung von Renditen bei mehreren Jahren. Hier kann durchaus von Anbietern “gemogelt” werden.

Wenn die arithmetische Durchschnittsrendite benutzt wird, entsteht zum Beispiel folgender Effekt: 100 Euro haben im ersten Jahr eine Rendite von -10%. Damit ist das Vermögen auf 90 Euro gefallen. Im folgenden Jahr erzielt er Anleger eine Rendite von +10% auf 90. Damit hat er ein neues Vermögen von 99 Euro. Sein Gesamtverlust ist 1 Euro.

Allerdings ist seine arithmetische Durchschnittsrendite 0%, nämlich (-10% + 10%)/2. Diese Methode gaukelt ihm vor, mehr verdient zu haben (0) als er wirklich erzielt hat (-1). Noch schlimmer ist dieser Effekt, wenn der DAX zum Beispiel innerhalb eines Jahres um 50% fällt und dann im Folgejahr um 50% steigt. Laut arithmetischer Methode hat der Investor dann eine Durchschnittsrendite von +/-0 erwirtschaftet. Auf seinem Konto ist er aber faktisch 25% ärmer!

Die richtigere Methode ist die geometrische Durchschnittsrendite. Sie gibt realistisch das echt erzielte Ergebnis an.
Deshalb ist es wichtig, zu hinterfragen, wie die Rendite berechnet worden ist.

 

für Fortgeschrittene
Renditeberechnung ist ein Konzept mit zwei elementaren Fehlern:

a) sowohl ein Zahlungsstrom mit einjähriger Restlaufzeit als auch ein Zahlungsstrom mit 10jähriger Restlaufzeit werden mit dem gleichen Zinssatz (der Rendite) diskontiert. Dies unterstellt implizit eine flache Zinskurve. Diese existiert in den seltensten Fällen.
b) wenn eine Zinsveränderung innerhalb des Renditekonzeptes simuliert werden sollte, kann nur eine Parallelverschiebung berechnet werden. Zinskurvendrehungen (Versteilung, Verflachung, Invertierung) und -krümmungen können nicht dargestellt werden.

Aus diesen beiden Gründen nimmt der professionelle Finanzmarkt andere Zinssätze zur Bewertung der Finanzinstrumente und zur Simulation von Szenarien. Dies sind sogenannte laufzeitengerechte Zinssätze, die “Spot Rates”, “Zero Rates” oder “Nullkuponanleihenrenditen” heissen. Aus ihnen ergeben sich dann die Forward Rates, die für unbekannte Zinsen in der Zukunft benutzt werden.

So bedarf es zum Beispiel zur Bewertung einer 10jährigen Anleihe mit halbjährlicher Kuponausschüttung insgesamt 20 Spot Rates.

Die Rendite ist dann der gewichtete Durchschnittszinssatz aller Spot Rates. Sie stellt also eine vereinfachende Kennzahl dar, die sich nach der Benutzung eines anderen Konzeptes ergibt.

 

Fazit
– es gibt verschiedene Renditeberechnungsmethoden
– Rendite sollte normaler Weise zur Vergleichbarkeit annualisiert ausgedrückt werden
– Rendite hat zwei Fehler: flache Zinskurve und Parallelverschiebung
– der Markt benutzt ein richtigeres Bewertungskonzept, welches mit laufzeitengerechten Zinssätzen arbeitet
– Rendite ist dann eine Kennzahl, die den Durchschnitt der richtigen Zinssätze angibt